Der August 2005,
wieder mit der dickbäuchigen "Cumulus":
Dienstag, 20.08., Fåborg -
Ærøskøbing,
20 sm
Jetzt hab ich's kapiert: Richtung Fåborg und auch heute Richtung
Middelfahrt (nach Norden) wollte ich im Uhrzeigersinn um Fünen.
Das
ging aber nicht wegen andauernder Westwind-Wetterlage. Also gegen den
Uhrzeigersinn
um Fünen herum, das macht auch die Regatta "Rund Fünen", kein
Wunder! Also abgedreht und nach Ærøskøbing, und
dann
durch den grossen Belt weiter. Ausserdem gibt's in
Ærøskøbing
erstaunlicherweise einen Netto-Markt mit bezahlbaren Preisen (der
Supermarkt
in Fåborg ist eineinhalb mal so teuer). Natürlich auf Reede
bei Ærøskøbing.
Mittwoch, 03.08., Ærøkøbing
- Svendborg, 14 sm
Kurzes Stück bei sommerlichem Wetter. Durch den Sund bei Svendborg
mit Motor, um mal wieder die Batterien zu laden. 3 Seemeilen hinter
Svendborg
eine wunderschöne Ankerbucht, der Thurø - Sund. Morgen
(Donnerstag)
rein nach Svendborg, um nach einem Ersatzteil für die
Bb.Schotwinsch
zu gucken und den Ort anzusehen. Danach wieder in den Thurø -
Sund.
Achtung: Durch den Länderwechsel kann
ich mal wieder keine emails verschicken, wohl aber empfangen. Ich
arbeite
daran!
Samstag, 06.08., Svendborg - Nyborg, 19 sm
Jaja, mach ich's nun so rum, kriege ich den Wind auch wieder von vorn!
Statt einem schönen Raumschotskurs dreht der Wind auf WNW und ich
muss wieder hoch an den Wind und alles von Hand steuern, weil es
böig
ist und der Wind schralt. Vor Nyborg (das ist die westliche Seite der
neuen
Belt-Brücke, die will ich mir mal in Ruhe angucken) erwischt mich
ein Gewitter und aus ruhigen Bft 4 werden ordentliche Bft 7 in den
Böen.
Ich werde nass. Kaum bin ich getrocknet, kommt die nächste
Schauerböe,
und ich bin wieder nass. Das Spiel wiederholt sich nochmal, dann kann
ich
im Nyborgsund vor Anker gehen, bevor mich die nächste
Schauerböe
wässern kann. Morgen geht's entlang der Brücke auf die andere
Seite des Großen Belt.
Sonntag, 07.08., Nyborg - Musholm, 16 sm
Wie üblich: hoch am Wind. Und davon noch wenig. Zum
Glück
steuert sich das Schiff auch ohne Autopilot die größte Zeit
selber. Und weil das nächste Eck noch weiter in Luv liegt und das
nächste Eck auch noch weiter in Luv, lieber an/in Musholm
angelegt.
Das ist eine klitzekleine Insel im Großen Belt mit einer Bucht
drin
und geschützt gegen alle Winde außer SüdOst. Wird doch
wohl nicht kommen!?
Die Beltbrücke ist schon ziemlich spektakulär, ein Riesenteil
und aus der Entfernung doch filigran.
(Das Bild wurde aus einer Entfernung von 4 sm aufgenommen - Spannweite
zwischen den Pylonen 1,9 km; das ist die zweitgrößte
Hängebrücke
der Welt!). Die beiden Widerlager für die Seile wiegen jeweils 245
000 Tonnen! |
|
Montag, 08.08., Musholm - Kalundborg, 25 sm
Obwohl Musholm ein wunderschöner Platz ist, lieber noch weiter
nach Norden nach Kalundborg, eine größere Hafenstadt.
Dort,
hoffe ich, kann ich mich wieder etwas günstiger versorgen.
Außerdem
ist für die nächsten Tage auf der Ostsee W-NW 7-8 angesagt
und
da bin ich doch lieber in einem Hafen festgemacht. Weiß
allerdings
nicht, wie hoch die Liegegebühren sind. Werd ich aber morgen
früh
erfahren. Der Törn selbst war langweilig - siehe Logbuch!
Nachtrag:
Was ein Glück!! Eigentlich wollte ich die Flaute draußen
auf dem Großen Belt aussitzen, bin aber, wie im Logbuch
berichtet,
mit Motor in den Hafen. Sonst wäre ich jetzt, 19 Uhr, noch
draußen
gewesen. Beim Abendessen schaute ich zufällig raus auf die Wolken
und gratulierte mir zu der Motor-Entscheidung: In 210° in einer
Entfernung
von etwa 6 Seemeilen senkte sich der grandiose furchterregende Schlauch
eines Tornado auf die Wasseroberfläche, geschätzter
Durchmesser
etwa 200 Meter. Hab so was noch nie in natura gesehen. Bei 260° und
270° entwickelten sich noch zwei! Draußen auf dem Belt und
auf
Hindsholm und Samsø musste es ziemlich brutal zugehen. Ein gute
Kamera hätte ich gebraucht! Die Webcam bringt bei den Entfernungen
nichts (Weitwinkel und geringe Auflösung). Eine halbe Stunde
später
war der Spuck vorbei. Dachte ich! Eine Stunde später (!) sah ich
in
290°, wie sich 2 Tornados langsam in die Wolkendecke
zurückzogen,
wobei eine Wolkensäule an deren Stelle zurückblieb, die sich
schnell auflöste. Keine Ahnung, ob das dieselben Tornados waren,
die
ich zuvor beobachtet hatte. Immerhin, auf See möchte ich ein
solches
Naturschauspiel nicht erleben! Dreimal Hurrikan-Verhältnisse auf
engen
Raum!
Eingeweht in Kalundborg! Seit Dienstag weht es, wie es die Tornados
angekündigt haben, aus Nordwest, das ist genau in den Kalundborger
Sund hinein, mit 6-8 Bft und das soll auch noch bis Anfang der
nächsten
Woche noch so weiter gehen. Immerhin erhebt der Hafenmeister für
die
Sturmtage keine Hafengebühr. Aber dennoch kriege ich das nicht
umsonst.
Der Sturm steht genau quer auf die Cumulus und von der anderen Seite
rollen
von einer Mauer reflektierte Wellen an. Das führt zu
ständigen
kräftigen Schiffsbewegungen, ich werde nicht geschüttelt oder
gerührt, dafür aber gerollt. Nach so einer Nacht ist man ganz
närrisch im Kopf! Am ausgeschwenkten Baum habe ich einen
Rolldämpfer
angebracht, das ist ein von Gewichten gehaltenes waagrechtes Brett
unter
Wasser, das dämpft wenigstens die stärksten Rollbewegungen
etwas,
leider nicht viel! Außerdem ist die Temperatur auf 14°
tagsüber
zurückgegangen, das läßt vermuten, dass der Sommer hier
oben vorüber ist.
Sonntag, 14.08., Kalundborg - Sejerø,
28 sm
Der Sturm ist vorbei, jetzt kann's weitergehen. Kaum bin ich aus dem
Kalundborg-Fjord raus, kommt der Wind..., na woher wohl?...,
natürlich
von vorn. Angesagt war eine andere Richtung. Nun ja, nach dem ersten
Schlag
zum Höhegewinnen ein langer Holeschlag auf Steuerbordbug. Das kann
die Cumulus gut, auch ohne Autopilot. Mehr als zwei Stunden brauche ich
nicht einzugreifen und werde gesegelt. Was den Wind anbelangt: ich
sollte
vielleicht doch in Zukunft eine andere Richtung einschlagen wollen,
dann
müsste der Wind eigentlich besser stehen. Mal sehen.
Montag, 15.08., Sejerø - Odden Havn,
24 sm
Wunderschönes Wetter mit Wind später dann aus der richtigen
Richtung, allerdings schwach, so daß der Törn für die
Distanz
etwas lange dauerte. Macht aber nichts, unter den Bedingungen.
Unterwegs
die Stuhllehne, die mir Leo mitgebracht hat, am achteren Relingsdraht
befestigt.
Jetzt drückt der mir nicht mehr in den Rücken, wenn ich auf
dem
hinteren Cockpitsüll sitze. Odden Havn ist wieder sauteuer, 18 €,
also 35 DM (immer wieder notwendig, in DM zu denken, damit die
Unverschämtheit
der Abzocke deutlicher wird!), einfach so, nur zum Festmachen für
einen Haken an der Wand! Ohne irgendwelchen Service zu nutzen! Da merkt
man, daß das wie Bagenkop ein Durchgangshafen ist, der einzige
auf
20/30 sm in beiden Richtungen. Also lassen sich die dortigen Dänen
das bezahlen (der Hafenmeister in Kalundborg kassierte nur für den
ersten Tag, an dem Schwachwind herrschte, die anderen Tage kosteten
nichts!).
Weiterfahren war nicht möglich, da hätte ich den
Ise/Roskilde-Fjord
bei Dunkelheit ansteuern müssen, war ja schon fast Abend. Das
mache
ich lieber nicht, die Einfahrt ist ein heikles Nadelöhr.
Dienstag, 16.08., Odden Havn - Rørvig
Reede(Isefjord),
19 sm
Einzige Konsequenz aus der Abzocke: Ich bin schon um 7 Uhr raus, bevor
der Hafenmeister kommt (gestern war er schon nicht mehr im Dienst).
Schöner
Schiebewind von hinten mit einer allerdings etwas seitwärts
laufenden
Altsee von 2m Höhe, deshalb meistens per Hand gesteuert. Zum
Schluß
gab's noch Böen bis 6 Bft, aber da ich nur mit gereffter Fock
unterwegs
war, keine Probleme. Zur Erläuterung: Bei solchen Kursen und
Bedingungen
setze ich nur die Fock, da brauche ich zum Ändern nicht in den
Wind
zu gehen. Die Geschwindigkeit reicht mit mehr als 5 Knoten aus.
Donnerstag, 18.08., Rørvig - Hundestd-
Holbæk
Reede, 20 sm
Wieder schöner Tag. Ab Mittag wurde es sogar etwas warm. Kurz
vor der Enge vor Holbæk schlug der Wind um und kam mal wieder von
vorn. Also mit Motor weiter. Holbæk ist eine Stadt abseits der
Touristenströme,
werde sie mir morgen mal in Ruhe ansehen. Solange der Wind nicht auf
NordOst
dreht, werde ich hier wohl bleiben.
Nebenbei, jetzt hab ich wieder was gelernt. Heißen in Holland
die Fahrräder "fietse" und die Mopeds "bromfietse", so
heißen
die Mopeds in Dänemark "knallert". Da kommt nicht einmal der
Vorschlag
einer deutschen Kommission aus der Zeit des frühen vergangenen
Jahrhunderts
mit, den "Verbrennungsmotor" einzudeutschen zu "Zerknalltreibling"!
Samstag, 20.08., Holbæk - Bramsnæs
Vig,
7 sm (kein Logbcheintrag)
Bei Holbæk in einer Verbotszone geankert. Das habe ich erst am
nächsten Tag gemerkt. Da sich aber niemand beschwert hat, bin ich
noch eine Nacht dortgeblieben, bevor ich nach Bramsnæs Vig fuhr.
Ein kurzer Segelversuch klappte wegen der Windrichtung nicht, weshalb
ich
dann der Einfachheit halber hinmotort bin. Bramsnæs Vig ist eine
klitzekleine Bucht inmitten ländlicher Umgebung und wunderbar
geschützt.
Trotzdem werde ich morgen nach Vellerup Vig gehen, das ist ebenfalls
eine
klitzekleine Bucht.
Heute mittag unter das Boot getaucht, um den Einlauf für die
Klospülung
frei zu machen. Der war, hat sich herausgestellt, so mit Seepocken
zugewachsen,
daß ich erstmal den Schraubenzieher garnicht reinstecken konnte.
War aber dann kein Problem und jetzt geht auch die Klospülung
wieder.
Dienstag, 23.08., Bramsnæs Vig - Holbæk
- Anlieger Tornehage - Bramsnæs Vig, 14 sm
In Holbæk nach Slipmöglichkeiten gefragt, weil ich bei der
Klospülung gesehen habe, daß das Unterwasserschiff an
manchen
Stellen mit Seepocken gesprenkelt ist. Die Dinger haben eine so
scharfkantige
Kalkschale, daß ich mir beim Tauchen unter dem Schiffsboden
einige
Schnittwunden an den Beinen geholt habe. Hab ich aber erst im Cockpit
gemerkt,
weil das Handtuch stellenweise blutig war. Außerden vermindern
sie
die Bootsgeschwindigkeit. Fehlanzeige in Holbæk, die hatten keine
Lust. Also wieder raus und
|
an den Anlieger bei Tornehage gegangen. |
Dort sollten 1,9m Wasser sein, waren aber nur 1,7m. Reicht
eigentlich,
aber da der, wenn auch leichte, Wind in der falschen Richtung wehte und
das Wasser wegzog, waren es nur noch 1,65m und das ist definitiv zu
wenig,
das ist gerade der Tiefgang der Cumulus. Also kurz entschlossen wegen
der
besseren Nachtruhe noch kurz vor Dunkelheit den kleinen Sprung
zurück
nach Bramsnæs Vig gemacht.
(auch hier verzichte ich auf den Logbucheintrag)
Mittwoch, 24.08., Bramsnæs Vig -
Hundested,
20 sm
Diesmal nach Hundested, um dort die Slipgegebenheiten und einen
Winterplatz
zu checken. Nebenbei, Hundested liegt im Norden von Sjæland am
Eingang
vom Kattegat zum Isefjord bzw. Roskildefjord. Anfangs sah's ja noch
ganz
gut mit dem Wind aus, zwar schwach, aber die Richtung ging. Dann
schlief
er ein. Und da das immer ein Zeichen für eine Winddrehung ist,
war's
dann wie üblich, er kam anschließend genau von vorn. Da ich
aber unbedingt nach Hundested wollte, blieb mal wieder nur der Motor.
Sonst
alles normal. Außer daß der Autopilot anfing zu spinnen und
ab und zu Hartruder legte. Lag wohl daran, daß innen drin 50 qcm
Wasser schwappten und Kurzschlüsse verursachten. Liegt daran,
daß
die Gehäuse von solchen Geräten aus schwarzem Kunststoff
sind,
der sich in der Sonne aufheizt, worauf sie in der Nachtkühle durch
alle Ritzen die Luftfeuchtigkeit reinziehen. Mit einem großen
Loch
und einem Flaschenkorken das Problem entschärft.
Hundested
Jetzt sitze ich seit Donnerstagmittag mit dem Boot an Land und hab
diesen Blick aus dem Cockpit.
Merkwürdiges Gefühl!
Raus aus dem Wasser zu gehen war dringend notwendig. Der
größte
Teil des Unterwasserschiffes war von Seepocken bewachsen, vor allem die
Kiele und das Ruder. Die Werftleute meinten, der Bewuchs sei 2 Monate
alt.
Das bedeutet, daß die Melkfett-Methode funktioniert. Das hab ich
vor eineinhalb (!) Jahren aufgetragen und hat bis dieses Frühjahr
gewirkt. Daraus ergibt sich, daß das Boot jedes Frühjahr aus
dem Wasser muß, um das Melkfett vor der Besiedelungszeit im
Juni/Juli
zu erneuern. Nebenbei: ein Liter Melkfett kostet 7,50 € und reicht
für das Unterwasserschiff.
Am Montagfrüh geht's wieder ins Wasser.
Dienstag, 30.08., Hundested - Lammefjord,
14 sm
Alle Borddurchlässe und auch das Log funktionieren wieder.
Außerdem
ist das Schiff erwartungsgemäß wieder deutlich schneller. Im
Lammefjord bei Kisserup Hage, einer in der Karte verzeichneten, aber
nicht
betonnten Untiefe, aufgelaufen. Innerhalb einer Schiffslänge nimmt
die Wassertiefe von 5m auf 1,5m ab. Da kommt die Echolotwarnung zu
spät!
Aber kein Problem. Zwar dreht der auflaufende Kiel das Boot sofort auf
die Untiefe zu, bis auch der andere Kiel Bodenkontakt hat, aber dadurch
wird die Geschwindigkeit schon mal vermindert. Der Sandboden ist
ungefährlich.
Noch während der Drehung die Fock losgeworfen und dann mit dem
Motor
vorsichtig rückwärts.
Mittwoch, 31.08., Lammefjord - Kulhuse -
Frederiksværk,
18 sm
Nun also in den Roskildefjord. Wollte am Eingang dazu in Kulhuse
anlegen.
Wassertiefe laut Karte 2,2m. Aber, das Schraubenwasser der Fähre
hat
unmittelbar hinter der Hafeneinfahrt einen Sandbuckel aufgespült,
sodaß in Verbindung mit der geringen, aber vorhandenen Tide von
50cm
das Wasser nicht zum Einlaufen reicht. Also abgelaufen nach
Frederiksvært
etwas weiter im Fjordinneren. Da ich jedoch keine Lust hatte, die
Hafengebühren
zu zahlen, zeitig ins Bett, um am nächsten Morgen früh
auszulaufen.
hier gibt's das Logbuch
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