Juni 2010

Nachdem es ewig gedauert hat, bis ich das Boot aus dem Wasser gekriegt habe, konnte ich schließlich in Wismar den Rumpf säubern. Trotz des zweijährigen Aufenthaltes im Wasser waren erstaunlich wenig Seepocken und Muscheln zu finden. Allerdings setzten die die Geschwindigkeit um fast 2 Knoten herab und da das Boot sowieso nicht schnell ist, hat das Verholen über Warnemünde, Kühlungsborn und Rerik nach Wismar selbst unter Motor keinen Spaß gemacht. Dafür war nun nach zwei Jahren der erste Segeltörn reines Vergnügen:

Freitag, 18.06., Wismar - Kühlungsborn,  29 sm
Unter Maschine gegen den Wind raus aus der Wismarer Bucht. 6 Knoten bei mittlerer Drehzahl und ohne daß sich der Motor anstrengen musste (hört man!). Dann bei ziemlich frischem Wetter (11°C) bei verhältnismäßig wenig Wind mit bis zu  6,5 Knoten Richtung Kühlungsborn. Kurz davor frischte der Wind auf und das ergab mit der alten Dünung eine sehr unangenehme mitlaufende Welle. Hat trotzdem Spaß gemacht. Später im Hafen liegend Böen mit bis zu 7 Bft beobachtet.
Der AIS-Transponder, den ich in Wismar eingebaut habe, funktioniert prächtig. Mit anderen Booten per Funk gesprochen - die hatten mein Signal deutlich auf ihrem Plotter.
Trotz hoher Hafengebühren bleibe ich morgen noch hier, an der Wind- und Wellenrichtung ändert sich nämlich vorläufig nichts.

Sonntag, 20.06., Kühlungsborn - Warnemünde,  12 sm
Bummeltörn. Nach dem Mittagessen los. Kaum Wind, später sonnig, der Autopilot macht alles. Beim Starten zickte der Motor. Das machte er schon mal in Wismar. Ich vermute, daß eine Glühkerze einen Wackelkontakt hat. Der warme Motor startet einwandfrei. Das prüfe ich morgen, Montag. Danach werd ich wohl Richtung Greifswalder Bodden fahren und den mir mal ansehen.

Dienstag, 22.06., Warnemünde - Darßer Ort,  30 sm
Eine Glühkerze gewechselt, die trotz Vorglühen naß war. Vielleicht war's das. Sehr moderater Wind aus NordWest, aber dennoch stetige Fahrt bei sonnigen 16°. Rein nach Darßer Ort, weil ich schon viel davon gelesen habe. Will ich jetzt selber mal sehen. Bis Barhöft wäre es auch zu weit bei so mäßgem Wind. Zwischen Warnemünde und Barhöft gibt es keinen Hafen außer eben dem Nothafen Darßer Ort.

Mittwoch, 23.06., Darßer Ort - Barhöft,  26 sm
Der Motor zickt beim Kaltstart und läuft die ersten Sekunden nicht auf allen Zylindern.  Bei Gelegenheit weiter den Fehler suchen. Ansonsten unspektakuläre Fahrt mit Schmetterling.
Eine Stunde vor den Mast gehockt und die Seele baumeln lassen.
Beim Wegnehmen des Groß vorm Gellenstrom viel Mühe gehabt, weil offensichtlich die Reffleine auf der Trommel im Baum einen Überläufer hatte. Musste die Winsch zu Hilfe nehmen. Das gab's noch nie. Auch das muß ich untersuchen. Mal sehen, welcher Hafen sich für einen längeren Aufenthalt dazu eignet.

Donnerstag, 24.06.
Verholt nach Barhöft-Reede (keine Seemeile). Da vor Anker (30m Kette auf 6m Wassertiefe) bei ruhigstem Hochdruckwetter. Den in Rostock zufällig gefundenen Badewannensitz ans Schlauchboot angepaßt. Jetzt sitze ich nicht mehr oben drauf sondern im Schlauchboot. Morgen früh werd ich die Zylinderventile checken und wenn dann der Motor immer noch zickt, nach Neuhof in den Strelasund für eine Kompressionsprüfung. Kann ich nicht selber machen, weil mir leider der Anschluß an das Glühkerzengewinde fehlt. Muß ich mir mal drehen oder sonst wie machen oder besorgen.

Freitag, 25.06., Barhöft-Reede - Marina Neuhof/Strelasund, 14 sm
Schwacher Wind von hinten, also Motor (und kein Logbucheintrag). Hier jetzt in Neuhaus kann am Montag die Kompression gemessen werden. Bin gespannt, was das Ergebnis ist.

Sonntag, 27.06.
Nachdem ich gestern die Glühkerzen überprüft habe (scheinbar in Ordnung), der Motor heute früh aber trotzdem schlecht ansprang, konnte ich die Idee für einen Adapter für meinen Kompressionsdruckmesser umsetzen (der Motorenbetrieb hat keinen gescheiten, also selber denken!). Ergebnis: Die Kompression ist auf allen Zylindern gleich hoch. Also werde ich 4 neue Glühkerzen besorgen und einbauen und dann weitersehen. Wenn's wieder nicht geht, muß es irgendwie an der Dieselzufuhr liegen.

Dienstag, 29.06.
Die Glühkerzen waren es auch nicht, jetzt muß ich nachsehen, ob die Einspritzpumpe genügend Vordruck erhält. Außerdem scheint wieder Wasser im Motoröl zu sein. Das bedeutet, Öl zu wechseln und wieder zu überlegen, wo das Wasser herkommt.


Mittwoch, 30.06.
Jetzt weiß ich, wie das Wasser in den Motor kommt: Seit Wismar habe ich immer das Entlüftungsventil vom Seewasserkreislauf geöffnet (dann entlüftet das normalerweise automatisch), aber hier in Neuhof hab ich das vergessen und so konnte das Wasser über die nicht immer ganz dichtende Seewasserpumpe, den Auspuff und dann durch ein offenstehendes Auslaßventil in den Motor laufen, weil der unter der Wasserlinie liegt.
Jetzt ist nur noch der Motorstart ein Problem. Werd ich morgen sehen.
Entlüfter


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