Im Winter 2005/2006 in Helsingør


Schloß Kronborg in Helsingør
Links ein sog. Sundbus (eine Fähre über den Øresund)
dahinter Schweden

Montag, 31.10.2005
Mit den Vorbereitungen für den Winter angefangen.
Schiff mit Süßwasser abgespült, um das Salz zu entfernen. Dazu auch die Ankerkette an Deck ausgelegt. Großfall abgeschlagen. Cockpitpersenning aufgezogen. Satellitenantenne aufgestellt (den ganzen Sommer abends gelesen, jetzt mal wieder fernsehen, auch wenn das Programm schlecht ist)........ Das Programm ist wirklich schlecht.

November
Den Wassereinbruchmelder (eine kleine Elektronikbastelei) installiert. Als nächstes kommt die Temperaturanzeige für den achteren Wassertank. Der liegt außerhalb der beheizten Räume und bei starkem Frost muß ich seine Beheizung einschalten, wenn seine Wassertemperatur auf unter 2°C zu fallen droht.
Inzwischen sind auch alle Lüfter installiert, die für den Luftaustausch in den Schapps an den Salonseiten sorgen. Das ist notwendig, um das Kondenswasser an den Bordwänden zu verringern. Geht mit Computerlüftern sehr gut, weil die für lange Lebensdauer ausgelegt sind und wenig Strom verbrauchen.
Als nächstes wird die Toilette umgebaut. Die Spülung funktioniert schlecht, weil durch den Unterdruck beim Pumpen zu wenig Wasser nachströmt (doch vielleicht eine Muschel in der Leitung!). Also wird die Duschabwasserpumpe, die ich sowieso nicht brauche, zum Spülen benutzt. Da muß ich nur ein Paar Schläuche umlegen, dann klappt das.
 
Zuvor habe ich allerdings die Küche ein wenig umgebaut, weil ich zufällig einen Elektrobackofen/grill gefunden habe, der Ober- und Unterhitze mit jeweils 500W hat, die ich auch einzeln schalten kann, und der bezahlbar war.  Den kann ich auch mit dem 12V/230V-Umformer betreiben, wenn ich keinen Landstrom habe. So einen hab ich in Deutschland nicht gefunden, die haben alle eine höhere Leistung. Jetzt werd ich mal Brot zu backen versuchen.

Dezember
Das Rudergetriebe achtern ausgebaut. Das hatte nach 25 Jahren soviel Spiel, daß es mal überholt werden sollte. In der Werkstatt in der alten Helsingører Werft den Schaft der Eingangswelle abgedreht. Dort hatte sich das Nadellager eingegraben, woher dann auch das zu große Spiel kam. Eine Hülse gedreht, aufgeschrumpft und auf das Lagermaß abgedreht. Jetzt funktioniert das wieder ordentlich.
Rechtzeitig vor dem kälteren Wetter mit Schnee bei drei Hosen Flicken unter mürbe Stellen bzw. Löcher genäht.
Jetzt ist die Pantrybeleuchtung ausgefallen. Also ein Provisorium gebaut, bis ich eine Idee habe, wie eine dauerhafte Lösung mit Bordmitteln gemacht werden kann.
Den Brotbackversuch habe ich erstmal auf's Frühjahr verschoben, weil ich denke, daß die Temperatur im Boot nicht für das Aufgehen des Teiges reicht - es hat zwar 18°C, aber das ist nur die Lufttemperatur, die Seitenwände sind kälter.
Beim Fahrrad stand das Wechseln der Hinterradfelge an, die durch die Bremsschuhe durchgeschliffen war. Wollte ich schon letzten Winter in Lemmer machen, aber na ja........

Januar
So. Jetzt mal mit einem Dänen, den ich hier in Helsingør kennengelernt habe, raus auf den Øresund zum Angeln gefahren, um mir mal angeltechnische Dinge zeigen zu lassen. Deshalb hatte ich auch nach kurzer Zeit vier Heringe von jeweils etwa  30 cm am Haken. Zusammen mit zwei weiteren vom Dänen gab das ein ordentliches Abendessen (sozusagen direkt vom Haken in den Tpof).

Pantrybeleuchtung umgebaut: Statt der Neonröhre mit ihrer Elektronik, die den Wetter(vorhersage)empfang empfindlich gestört hat, zwei Halogenglühlampen mit je 5 Watt eingebaut. Die brauchen nicht mehr Strom als die Röhre mit Elektronik, sind genauso hell und im Ersatz viel billiger.

Eines Morgens wache ich auf und sehe, daß der Steg höher als sonst ist. Seit Tagen weht es mit Windstärke 5 bis 6 aus SüdOst. Das bedeutet, daß im Øresund ein starker Nordstrom steht, weil das Wasser des Kattegat zum Skagerrak gedrückt wird und aus der Ostsee nachfließt. Ein Blick auf das Sonar zeigt 1,7m Wassertiefe, bald sitzt die Cumulus auf Grund. Schlägt der Wind um, kentert auch der Strom im Øresund und das Wasser im Hafen steigt um mehr als einen Meter. Durch eine Lücke in der Hafenmauer kann ich dann, ohne aufzustehen, rüber nach Schweden sehen.
Das Wetter ist seit Wochen ziemlich gleichförmig. Durchschnittstemperatur um den Gefrierpunkt, mal mehr mal weniger Wind hauptsächlich aus östlichen Richtungen mit eingestreuten raren Sonnentagen.
Einen Thermoanzug gekauft. Gab's zum vernünftigen Preis. Zwar nicht atmungsaktiv, aber ich werde ihn vermutlich nicht allzuoft benötigen. Nur zum Fischen mit dem Dänen, solange ich hier in Helsingør bin, und zum Segeln im Frühjahr und Herbst, wenn es durch den Wind (sonst könnte ich ja nicht segeln) für normale Winterklamotten zu kalt ist.

Der andauernde Ostwind hat heute Nacht (20.01.) tatsächlich das Wasser aus dem Øresund gedrückt, sodaß am Ende nur noch 1,4 m Wasser unter der Wasserlinie war. Die Kiele standen also 25 cm tief in Sand. Macht aber nichts, die sind dafür ausgelegt. Da sich nun der Hochdruckeinfluß mit der russischen kalten Festlandsluft durchsetzt, hat sich der Wasserstand wieder normalisiert.. Bin mal gespannt, wie kalt es die kommende Woche wird. Es liegt Schnee auf der Cumulus, die wird dadurch ein wenig isoliert. Innen im Augenblick 19°C - kein Problem.

Heute mal im Internet nach den Lebenshaltungskosten in Norwegen geforscht. Ergebnis: Land mit den weltweit höchsten Lebenshaltungskosten und Oslo inzwischen an erster Stelle vor Tokio. Das sei unter anderem auch durch die Einführung des Euro bzw. der EU so gekommen. So langsam scheint Europa zum teuersten Pflaster der Welt zu werden. Konsequenz: Ich verzichte auf das Anlaufen von Norwegen, da ich das nicht bezahlen kann und will. EU-weit ist Dänemark am teuersten (hab ich schon gemerkt) und Polen das preiswerteste Land.

Februar
Die Verankerung des Achterwants an Steuerbord verstärkt. Da wird durch den Zug des Wants das Deck angehoben, weil die Kraft nicht richtig in den Rumpf eingeleitet wird. Einen Zuganker zum weiter unten liegenden Längsstringer angebracht. Mal sehen, ob das reicht.

Wieder zum Fischen draußen. Gemeinsame Ausbeute 7 große Heringe und ein 3-Kilo-Dorsch. Es wären mehr gewesen, doch wohin damit? Den Fang geteilt, für jeden die Hälfte. Fisch satt über's Wochenende. Der Thermoanzug hat sich bewährt, sonst wär's ordentlich kalt geworden bei -3° Luft und 4 Bft.

Jetzt mit dem GPS den Ankeralarm hingekriegt? Nachdem Paul mir einen Mini-Piezosummer geschickt hat, kann ich das akustisch melden lassen, aber erst, wenn ich den Liegeplatz verlasse. Bin gespannt.

März
Nichts weiter gemacht. Nur ein Y-Kabel für die serielle Schnittstelle. Da entweder nur das Telefon oder das GPS mit der Navigation läuft, gibt es auch keine Probleme mit der 2-auf-1-Verlötung.
Auf den Frühling gewartet. Am 22. nachts -10°C. Morgens wie üblich der Hafen zugefroren. Immerhin ist die Sonne jetzt so kräftig, daß ich mittags unter der "Kuchenbude" im Cockpit sitzen kann. Schon besser. Anfang April will ich nach Råå (S) und dann nach Kopenhagen, bevor ich entlang der schwedischen Ostküste nordwärts segle.

Jetzt geht's weiter mit dem April 2006