Fahrbericht "MS Cumulus"
                                                       Oktober 2004
 
 
Samstag 02.10.  Marken - (Amsterdam) Trintelhaven
Sonntag 03.10. Trintelhaven - Urk
Dienstag 05.10. Urk - Lemmer
Freitag 08.10. Lemmer - Trintelhaven
Samstag 09.10. Trintelhaven - De Nes - Pampushaven
Montag 11.10. Pampushaven - Amsterdam
Mittwoch 13.10. Amsterdam - Ijmuiden (Seaport-Marina, Nordsee)


Beispiel Törnplanung
Donnerstag 14.10. Ijmuiden - Den Helder (Nordsee)
Samstag 16.10. Den Helder - Den Oever (Wattenzee)
Montag 18.10. Den Oever - Breezanddijk
Donnerstag 21.10. Breezanddijk - Makkum
Freitag 22.10. Makkum
Sonntag 24.10. Makkum - Stavoren
Montag 25.10. Stavoren Außenhafen - Binnenhafen
Dienstag 26.10. Stavoren - Nije Krûzpòle
Mittwoch 27.10. Nije Krûzpòle - Lemmer Binnen-Stadthafen, Reede
Freitag 29.10. Lemmer - Enkhuizen Reede


Samstag, 02.10., Marken - Trintelhaven,  28 sm
Bestes Wetter, morgens kalt, aber sonnig, mittags bedeckt und wärmer, nachmittags warm und sonnig!
Bis zum Leuchtturm auf Marken hoffte ich noch, Richtung Amsterdam zu kommen. Da aber der Wind stärker wurde und ich 2 Reffs eindrehen musste, ging das nicht mehr. Mit gereffter Genua und gerefftem Groß läuft die Cumulus keine Höhe mehr. 90° hoch am Wind würde einen Wendewinkel von 180° bedeuten, also hin und her fahren ohne Höhe zu gewinnen. Deshalb beschließe ich, den Fluchthafen "Blocq van Kuffeler" zu inspizieren und danach eventuell nach Lelystad abzulaufen.
Im Kuffeler-Fluchthaven keine kostenlose Anlegemöglichkeit, weiter nach Lelystad. Dort auch nur Marinas und so entscheide ich mich, bei dem günstigen Wind noch zwei Stunden dranzuhängen und nach Trintelhaven zu gehen.


Sonntag, 03.10., Trintelhaven - Urk,  7 sm
Raus aus dem "Bauhafen". Keine Lust, vor Anker zu gehen, um den Arbeitsschiffen, die am frühen Morgen mit der Arbeit anfangen, aus dem Weg zu gehen. In Urk Landstrom (eigentlich nicht notwendig), aber ein bißchen einkaufen. Unterwegs mal die Selbststeuereigenschaften der "Cumulus" getestet. Von Hoch-am-Wind bis raumschots steuert sie sich selbst, wenn das Groß ziemlich gefiert ist. Das liegt daran, daß das Groß neu ist und gut zieht, während die Genua alt und gedehnt ist und deshalb weniger Vortrieb liefert. Bei dieser Trimmung liegt das Ruder nahezu mittschiffs.


Dienstag, 05.10., Urk - Lemmer,  14 sm
 
Da der freundliche Hafenmeister trotz Ankündigung zum Kassieren nicht vorbeikam, brauchte ich nichts zu bezahlen. War mir ganz Recht. 
Schöne ruhige entspannte Fahrt nach Lemmer zur Versorgung. Unter Motor Richtfeuer zur Kompaßkontrolle genutzt (Das geht bei den meisten Häfen, weil der genaue Anlaufkurs zum Richtfeuer in der Karte steht). 

In Lemmer bin ich jetzt allerdings "eingeweht". Der Wind kommt mit hier im Hafen 6 Bft aus SW, das ist zum Rauskreuzen zuviel (s.o.), also warte ich auf eine Winddrehung um 90°, egal wohin, ob auf S oder W spielt keine Rolle. Ziel ist eigentlich immer noch Amsterdam (Herd und Scannerröhre suchen) und dann über Ijmuiden über die Nordsee nach Den Helder und anschließend auf eine der Inseln.


                                       Abend in Urk



Freitag, 08.10., Lemmer - Trintelhaven,  15 sm
Nichts besonderes. Nach anfänglichen Schwachwind gute Backstagbrise. Schönes Segeln mit Ruhe, weil nur wenige Boote unterwegs sind und nicht dauernd ausgepasst werden muß, niemanden über den Haufen zu fahren. Die Windrichtung paßt für Amsterdam. Morgen bei Lelystad ins Markermeer.


Samstag, 09.10., Trintelhaven - De Nes - Pampushaven,  26 sm
Ziemlich frisch, 10°C, aber sehr sonnig. Der Wind paßt genau. Die Schleuse in Lelystad ist auch gerade auf, da brauch ich für die Passage gerade mal eine halbe Stunde. Raumschots nach Blocq van Kuffeler, querab davon beschließe ich, den Fluchthaven De Nes anzugucken. Der liegt auf der anderen Seite bei Marken. Bei 4 Bft mit 5,5 kn dahin.
Der Fluchthaven liegt idyllisch, ist aber leider zu flach, obwohl noch Sommerwasserstand im Ijsselmeer ist. Also ab zum Pampushaven. Dort werde ich zwei Tage bleiben, damit ich nicht sonntags nach Amsterdam einlaufe.


Montag, 11.10., Pampushaven - Amsterdam (Sixhaven), 8,5 sm
Kalt, aber strahlender Sonnenschein. Mit 2/3 Genua und 5 kn bis vor die Oranje-Schleuse und die restlichen 3 Seemeilen nach Amsterdam mit Motor. Der Sixhaven liegt gegenüber vom Hauptbahnhof und die Fähren kosten nichts. Auch der Hafen ist nicht allzu teuer (10 €; incl. Strom). Leider gibt es anscheinend keinen Secondhandladen für Bootskram. Also versuche ich, noch die Scannerröhre zu kriegen, und dann weiter nach Ijmuiden.


Mittwoch, 13.10., Amsterdam - Ijmuiden Seaport-Marina (Nordsee),  15 Seemeilen
Wurde warm und sonnig. Wind günstig zum Segeln auf dem Nordseekanal.
Die Seaport-Marina in Ijmuiden ist sauteuer. Das bekam ich allerdings erst mit, als ich an Land telefonierte (Festnetz, billiger!) und danach nur mit einer Zugangskarte zurück durch die automatische Sperre kam. Die Karte kriegt man am Bezahlautomaten für die Liegegebühr. Die Cumulus kostete 18,55 €!! War ein ziemlich teures Telefonat! Da hätte ich ordentlich lange für mit dem Handy telefonieren können. Deshalb gecheckt, ob die Bedingungen günstig sind, gleich am nächsten Tag nach Den Helder zu segeln ( 35 Seemeilen).


Donnerstag, 14.10., Ijmuiden - Den Helder,  35 sm (Nordsee)
Ging sogar noch schneller als nach Plan. Allerdings steigt der Autopilot unter solchen Bedingungen aus, nach zwei Patenthalsen reißt der Kopfbeschlag des Großsegel auf einer Länge von 40 Zentimetern vom Vorliek ab und ich kriege das Segel nur mit der Winde runter. Also muß ich die ganze Strecke selber steuern, von den kurzen Pausen doch unter Autopilot zur Navigation abgesehen. Von hinten durchlaufende 4-m-Wellen bei Windstärke 7 lassen das Schiff manchmal fast querschlagen mit Krängung bis zu 45°(vermut ich mal, konnte ich nicht messen, konnte das Ruder nicht loslassen). Geschwindigkeit dabei nur unter 1/3 Vorsegel bis zu 6,3 Knoten! Meine Knochen sind das aber nicht mehr gewöhnt! Deshalb kriege ich vor Den Helder fast nicht meine Hände vom Steuerrad, Krampf in den Händen! Die Schot zum Einholen des Vorsegels brauche ich nicht zu halten, das machen meine Hände von allein! Musste lachen, als mir einfällt, daß ich vor kurzem "Der alte Mann und das Meer" von Hemingway gelesen habe, in dem der alte Fischer von einem Krampf in der Hand geplagt wird.
Mit einem guten Zeitpolster vor Dunkelheit mache ich in Den Helder fest.


Samstag, 16.10., Den Helder - Den Oever,  12,5 sm
Beschließe, ins Ijsselmeer zu gehen, um Kosten zu sparen. Also kurz nach Hochwasser abgelegt. Zwar werde ich vor Den Oever Ebbstrom entgegenkriegen, aber da auf den letzten drei Seeemeilen wegen der Wattfahrwasserschwenkung der Wind sowieso nicht mehr paßt und ich den Motor brauche, spielt das keine Rolle.


Montag, 18.10., Den Oever - Breezanddijk,  10 sm
Nichts von Belang.


Donnerstag, 21.10., Breezanddijk - Makkum,  8 sm
Jetzt beginnt die Zeit der Herbst- und Winterstürme! Waren es gestern noch beschauliche 7 Bft, worauf ich beschloß, noch zu bleiben und etwas weniger Wind abzuwarten, wurde ich heute morgen, dankenswerterweise erst um 6 Uhr, von schweren Böen geweckt. Da bei 10 Bft (lt. Definition "schwerer Sturm") an Schlaf nicht zu denken ist, kochte ich mir einen ordentlichen Kaffee und wartete die weitere Entwicklung ab.
Die Lebensmittel nahezu verbraucht, kein Heizöl mehr (das hatte ich schon bei nächtlichen Außentemperaturen von 8°C und im Schiff von 10° mit Petroleum gestreckt), mir blieb keine Wahl, wollte ich nicht frieren und dabei später noch hungern, ich mußte, wenn der Wind nachlassen würde, die acht Seemeilen nach Makkum fahren. (Habe natürlich grundsätzlich Lebensmittel für eine Woche als "eiserne Reserve", aber eben nur für den Extremfall)
Gegen 9 Uhr flaute der Wind etwas ab auf 8 Bft. Obwohl der Wind von hinten kam, verzichtete ich darauf, die gereffte Genua zu setzen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, Bruch zu machen und fuhr mit Motor. Werde bei nächster Gelegenheit die Sturmfock ändern, sodaß ich sie vom Cockpit aus am Kutterstag setzen kann.
Für die Nordsee sind Wellen von 6 m Höhe angesagt, hier auf dem Ijsselmeer sind es nur zwei, aber kurz und steil. Steuere lieber von Hand, um ein Querschlagen zu vermeiden (s.o.).
Ansonsten alles normal.
Im Makkum Angelrute und den sonst noch minimal benötigten Kram gekauft. Mal sehen, ob ich was fange. Bleibt dann bloß noch das Ausnehmen. Brrrrrrrr! Muß ich aber lernen!


Hinweis:  Kann immer noch nicht emails versenden. Holen und lesen geht jedoch. Also bitte Tel. oder Postadresse dazuschreiben, wenn ich sie nicht schon habe. Im Zweifel einfach reinschreiben, ich antworte per ordinärer Post oder sms :-)


Freitag, 22.10., Makkum
Jetzt sitze ich mal wieder sozusagen in der Falle. Um aus Makkum herauszukommen, müsste ich einen Kurs von 180° bis 230° steuern. Das geht aber nicht, da der Wind mit 6 Bft  aus 190° kommt. Da muß ich reffen, aber die Cumulus geht dann nicht mehr hoch an den Wind. Also bleibt mir wieder nichts übrig, als zu warten, bis der Wind schwächer wird oder dreht. Blöde Hafengebühren!


Sonntag, 24.10., Makkum - Stavoren,  24,5 sm
Ja, so ist das halt, der Wind immer noch aus südsüdwestlicher Richtung (da muß ich hin), aber nur noch 4 Bft. Da kann ich Vollzeug setzen, muß aber kreuzen. Aus direkten zehn werden so fast 25 Seemeilen. Unterwegs am Kutterstag mal die angepaßte Sturmfock zusätzlich gesetzt. Bringt als drittes Segel einen halben Knoten mehr, obwohl sie nur vier Quadratmeter groß ist. Muß aber noch weiter optimiert werden.
Enkhuizen hätte zulange gedauert. Mach ich in den nächsten Tagen. Post holen.


Montag, 25.10., Stavoren Außenhafen - Binnenhafen
Bin ich aus Marken rechtzeitig weggekommen, habe ich schon wieder Pech. Morgens um 5 brist es auf und mittags sind es 8 Bft. Der Passantensteg im Außenhafen ist bei mehr als 4 Bft aus S bis W da nicht der richtige Platz. Hatten wir doch schon mal! Jetzt, denke ich, hab ich's kapiert: unter den Bedingungen no-go-area!
Unterbreche das Mittagsessen (muß ich halt wieder aufwärmen), um durch die Schleuse nach binnen zu gehen. Ein Seglerehepaar, ebenfalls TO (TransOcean-Seglerverein), bietet an, mir zu helfen. Zu dritt ist es natürlich leichter, die Manöver bei diesem Wind zu fahren und so sind wir eine halbe Stunde später im Binnenhafen vertäut. Wärme das Mittagessen wieder auf und hole dann den fehlenden Schlaf von heute morgen nach.


Dienstag, 26.10., Stavoren - Nije Krûzpòle (fries. Seenplatte),  6,5 sm
Entspannte Fahrt. War mal nötig. Die Sonne scheint und mit dem Vorsegel allein durch die Seen. Nur bei Brücken muß es runter und der Motor an.


Mittwoch, 27.10., Nije Krûzpòle - Lemmer Binnen-Stadthafen,  14 sm
Vor Lemmer mächtig viel Berufsschiffe. Macht keinen Spaß. Beschließe, nach Lemmer ins Zentrum zu fahren und dort dann raus ins Ijsselmeer. Dadurch vermeide ich die große Kanalschleuse, die unangenhm zu befahren ist, weil die Schwimmdalben nur knapp über der Wasserlinie liegen und die Fender nicht funktionieren (sie schwimmen oben drüber).
Die anschließende Nacht muß ich zahlen, geht aber, 7 €, aber am nächsten Abend geh ich dann doch raus auf Reede, das kostet dann garnichts.

Freitag, 29.10., Lemmer - Enkhuizen,  14,5 sm
Muß Post holen, deshalb ein kurzer Trip nach Enkhuizen. Sturmfock (teilweise eingerollt) am Kutterstag ausprobiert. Funktioniert so, wie ich mir das vorgestellt habe. Bringt nebenbei bei Schwachwind als drittes Segel einen halben Knoten, obwohl sie nur vier Quadratmeter groß ist. Dafür aber schön leuchtend rot!

Damit ist der Oktober zu Ende und es folgt ....


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