Fahrberichte vom Juni 2005 mit dem Motorsegler
"Cumulus"
Donnerstag, 02.06., Lemmer - Enkhuizen
Natürlich weht der Wind wieder von dort, wo ich hin will. Also
kreuzen. Schon aus Lemmer raus. Bis runter nach Urk. Als ich dort die
finale
Wende machen will, um Enkhuizen anzuliegen, reißt beim
Über-Stag-gehen
der Haken der Spinnakerbaumhalterung ein Loch in das Achterliek der
Fock,
worauf sich das ganze Achterliek verabschiedet. Mit Motor rein nach
Urk,
um die Reservefock in die Rollanlage einzuziehen. Gleich noch
Mittagessen
gemacht. Dann wieder raus. Nach Trintelhaven, weil ich aus Enkhuizen
nicht
mehr wegkäme und Hafengebühren zahlen müsste. Aber auch
nach Trintelhaven kreuzen. Bis runter nach Lelystadt und dann
rüber
nach Trintelhaven. Überraschung: Ich hab garnicht gemerkt,
daß
sich der Autopilot verabschiedet hat. Über eine Stunde steuert
sich
die Cumulus bei Bft 6 alleine. Wieder was gelernt! In Trintelhaven
sofort
den zerbröselten Kupplungshebel des Autopiloten repariert.
Freitag, 03.06., Trintelhaven - Enkhuizen - Stavoren
Morgens angenehmes Segeln. In Enkhuizen Post abgeholt. Und mittags
wieder raus Richtung Stavoren. Kaum bin ich draußen, erst mal
eine
Stunde Flautenzeit. Diesig. Sieht aber nach Gewitter aus. Prompt fallen
Böen aus der Richtung ein, in die ich will. Mit einem Reff in
Groß
und Fock geht's auf den Vrouwe Zand zu. Eine halbe Stunde später
ist
das Wetter erledigt, aber der Wind dreht recht. Muß immer mehr
auf
Lemmer zuhalten. Allerdings kann ich später dann Richtung Stavoren
anliegen. Jetzt gibt die Kupplung des Autopiloten ihren Geist auf. Also
weitere Tests der Selbststeuerfähigkeit der Cumulus. Geht gut! Im
Norden zieht ein dunkler Wolkenstreifen auf. Anscheinend das
nächste
Gewitter. Hoffe, daß es knapp vorbeizieht. Tut es aber nicht.
Beschließe,
die Segel einzuholen und den Rest zu motoren.. Kaum ist das erledigt.
rollt
die Böenwalze an. Es wird dunkel. Bei gesetzten Positionslampen
fahre
ich vom Innensteuerstand. Praktisch! Auch wenn kaum was zu sehen ist.
Beim
Anlegen am Passantensteiger in Stavoren kräuselt kein Windhauch
das
Wasser. Aber in der Nacht! Windstärke 8 genau auf den Steg. Berg-
und Talfahrt an den Festmachern. Trotzdem gelingen mir einige Stunden
Schlaf.
Am Sonntag dann das Riemenrad des Autopiloten gewechselt. Dabei
festgestellt,
dass der Motoranschluss "zusammengeschustert" worden ist und eigentlich
schon früher hätte ausfallen müssen, da zum Beispiel
eine
Anpresshülse, die den Motor im Eingriff halten soll, falsch
montiert
war (Vorbesitzer = Pfuscher!!). Und das Steuerrad war ohne Sprengring
montiert.
Dann den alten Elektromotor zerlegt, gereinigt, geölt und zum
Laufen
gebracht (war völlig korrodiert, da muss lange Salzwasser drin
gestanden
haben).
Kajütofen wieder angeworfen! Dazu den Schornstein wieder an Deck
gestellt. Morgens 12 Grad im Schiff. Seit Tagen wieder Starkwind aus
Nord.
Am besten laß ich den Schornstein dauernd an Deck. Ansonsten habe
ich die Klamotten an, die ich auch im Winter trage.
Mittwoch, 08.06., Stavoren - Nije
Krùzpôle
Rein nach Friesland, um dort nach Lauwersoog zu fahren, dem Startpunkt
nach Dänemark. Aussenrum um die Inseln ist für eine
Tagesetappe
zu lang. Von Lauwersoog gelingt der Sprung nach Borkum oder, wenn alle
Bedingungen günstig sind, nach Norderney.
Donnerstag, 09.06., Nije Krùzpôle -
Stavoren
Zurück nach Stavoren, weil ich von dort mit Bekannten nach Lemmer
fahren kann, um die Riemenscheibe zu holen und bei Aldi & Lidl noch
mal ordentlich einzukaufen.
Die Riemenscheibe war am Freitag fertig. Das Logbuch für Stavoren
- Nije Krùzpôle - Stavoren spar ich mir diesmal.
Samstag, 11.06., Stavoren - Sneek - Fonejachtbrug
Kalt! 10° morgens. Das ist eigentlich jeden Tag so. Ab und zu ein,
zwei Tage warm, dann wieder nördliche Winde und kalt. Nun ja.
Die erste Strecke konnte ich segeln, der Prinses-Margriet-Kanaal ging
dann genau in Windrichtung. Also motoren. Dafür sind die Batterien
knallvoll. Kurz nach Sneek rein, um in Ruhe Mittagessen zu kochen. Alle
von mir probierten Marrekrtie-Plätze sind nicht tief genug, also
weiter.
Wegen einer Fehleinschätzung hat mir die Fonejachtbrücke
nicht
aufgemacht, aber dadurch hab ich gemerkt, daß der Steiger, an dem
ich festgemacht habe, nicht der Brückenwartesteiger ist. Und ein
Verbotsschild
hängt auch nicht da, also bleibe ich auf guter Wassertiefe
festgemacht
die Nacht über hier. Morgen geht es nach Leeuwarden rein und dort
dann Richtung Lauwersoog.
Sonntag, 12.06., Fonejachtbrug - Miedumer Diep
Wieder kalt. Stehe im Cockpit angezogen wie im Winter. So geht's. Durch
Leeuwarden durch sind 11 Brücken zu passieren - die ich lieber
nicht
aufliste - , was aber wider Erwarten in knapp 2 Stunden erledigt ist.
Schöne
Altstadt, und der Kanal geht auf der Linie der alten Befestigungsmauern
um die Stadt. Hab aber keine Lust reinzuschauen, sondern fahre langsam
durch. Nach einigen Kilometern finde ich einen Marrekrite - Platz, der
doch tatsächlich tief genug für mich ist. Liegt so
schön,
daß ich wahrscheinlich noch über Sonntag bleibe. Wenn ich
will,
kann ich mit dem Fahrrad nach Leeuwarden.
|
Typischer Marrekrite - Anleger. Bis 3 Tage (aber auch mehr
ohne Probleme).
Kostenlos. Es gibt auch besonders idyllische. |
Dienstag, 14.06., Mierdumer Diep - Dokkum -
Lauwersmeer
Alle benötigten Seekarten klar, nochmal kostenlos liegen im
Lauwersmeer.
Morgen geht's wahrscheinlich nach Lauwersoog. Von dort wird der Sprung
nach Borkum angepackt. Die Tide paßt in den kommenden Tagen, das
Wetter paßt (jedenfalls heute), wie es damit dann morgen oder
übermorgen
aussieht, erfahre ich heute abend oder morgen früh (6.40 Uhr).
Mittwoch, 15.06., Lauwersmeer - Lauwersoog
Fischereihafen
(Wattenzee)
Den kurzen Trip nach Lauwersoog gemacht. Dort mal in den Yachthafen
binnen geguckt, aber dann beschlossen, nachdraußen zu gehen und
im
Fischereihafen fragen, ob ich an einem Kutter festmachen darf, weil ich
morgen spätestens um 7 Uhr rauswill. Freundlicher Fischer! Und die
unnötigen Kosten für den Yachthafen gespart. Und morgen
früh
die Schleuse.
Donnerstag, 16.06., Lauwersoog - Borkum
Der größte Teil der Strecke friedlich. Auch der Autopilot
funktioniert. Keine besonderen Vorkommnisse. Bis auf die letzten 7
Seemeilen.
Da gab es dann plötzlich Wind aus Süd mit 6 Bft. Das
hieß,
mit Vollzeug hoch am Wind bis kurz vor Borkum. Fahrt durch's Wasser mit
stellenweise 7 Knoten und dazu kam noch der Gezeitenstrom. Und eine
alte
Windsee von der Seite. Nichts für den Autopiloten. Also mit viel
Kraftaufwand
von Hand gesteuert (ich glaube, ich brauche ein größeres
Steuerrad).
Normalerweise wäre reffen angesagt gewesen, doch 3 Seemeilen vorm
Ziel und den Sänden beiderseits lieber am Steuer gekämpft.
Freitag, 17.06., Borkum - Norderney
Der Tag ging genauso los, wie der gestrige geendet hatte. Im Hafen
sah's nach SW aus, draußen auf der Ems war's dann NW 5 und damit
genau gegenan mit Wind gegen Strom. Ordentliche Tanzerei mit
kräftigen
Grundseen. Der Rest viel Arbeit, weil der Wind dann von hinten kam und
da müssen die Segel ständig nachreguliert werden, damit's
keinen
Sonnenschuß (Querschlagen mit Patenthalse) gibt. Aber sonst keine
Probleme. Beim Einlaufen nach Norderney festgestellt, daß
einlaufen
unter Segel ohne Probleme möglich gewesen wäre. Da ich den
Hafen
und die Zufahrtsrinne nicht kannte, lieber kein unnötiges Risiko
eingegangen
und den Motor benutzt.
Sonntag, 19.06., Norderney - Wangerooge
Nicht viel los, außer daß ich fast die ganze Strecke mit
Motor zurückgelegt habe, weil der Wind wieder genau von vorn kam.
Ein Segelversuch brachte nichts außer einem langen Schlag auf die
Nordsee raus. Dreieinhalb Stunden später und 13 sm mehr auf der
Logge
hatte ich grademal 3,5 Seeemeilen in Richtung Wangerooge
gewonnen,
weil wieder mal der Wind etwas in die falsche Richtung drehte. Aber
schöner
Tag. Und warm!
Montag, 20.06., Wangerooge - Helgoland
Beste Bedingungen! Kurzer Törn, aber mir schon fast zu warm.
Vorgestern
noch kalt, heute 30°, morgen wieder kühl. Das bringt den
Kreislauf
in Schwung.
Da die Hafengebühren erträglich sind, bleibe ich mindestens
2 Tage.
Donnerstag, 23.06., Helgoland - Tönning
Um 4 Uhr 30 aufgestanden. Jaja, die Tide! Wäre ich später
als 6 los, hätte ich in der Eider ablaufenden Strom entgegen
gekriegt
und wäre in Tönning vielleicht nicht mehr in den trocken
fallenden
Hafen gekommen. Außerdem musste ich die ganze Strecke motoren,
weil
der Wind zu schwach war und ich unter Segel nicht genug Fahrt gemacht
hätte.
Das hätte dann auch nicht mehr nach Tönning gereicht. So
hat's
aber ganz gut geklappt. In Helgoland habe ich den Tank randvoll mit
zollverbilligtem
Diesel gemacht.
Freitag, 24.06., Tönning - Eider (km 49)
Flußfahrt! Ruhig und keine besonderen Vorkommnisse. Tagsüber
sehr heiß. Unangenehm! Bei Km 49 abends auf der Eider parallel
zum
Ufer mit Bug- und Heckanker.
Samstag, 25.06., Eider - Schleuse Gieselau
Noch das Gewitter abgewartet, dann losgefahren. Fing dann wieder an
zu regnen (Wetterfront war durch) und deshalb ein wenig naß
geworden.
Aber später in der Sonne wieder getrocknet. Hier bei der Schleuse
bleibe ich die Nacht, sodaß ich den Nordostseekanal bis Kiel am
Sonntag
gut schaffe. Die Eider ist vergleichbar mit der Saône in
Frankreich.
Sonntag, 26.06., Schleuse Giselau - NOK - Flemhuder
See
Im Flemhuder See kann man eine Nacht auf Reede vor Anker gehen. Hab
ich natürlich genutzt, ist auch eine schöne Umgebung. Wer die
Altrheine am Oberrhein kennt, kann sich vom Flemhuder See eine
Vorstellung
machen.
Montag, 27.06., Flemhuder See - Kiel
In Kiel ist gerade die "Kieler Woche" fertig, überall wird
aufgeräumt.
Was ein Glück, daß ich noch im Flemhuder See gebleiben bin,
in Kiel hätte es keinen Liegeplatz oder nur einen zu
unverschämten
Preisen gegeben. Lege mich dicht beim Zentrum an einen Fingersteg.
Später
stellt sich heraus, daß der zur Sportabteilung der Uni Kiel
gehört.
Der "Offizielle" weiß nicht, unter welchem Haushaltstitel er mein
Liegegeld buchen soll, also liege ich umsonst.
Dienstag, 28.06., Kiel - Fehmarn Brücke
Eigentlich beste Bedingungen, nur daß der Wind nachmittags stark
abnahm. Kam nur langsam voran und da ich wegen dem Schießgebiet
der
Marine weit ausholt hatte, dauerte es entsprechend lang. Schwacher Wind
von hinten mit einer langen Dünung ergab ein stellenweise
fürchterliches
Geigen.
Donnerstag, 30.06., Fehmarn - Großenbrode
Binnensee
Heute nur die kurze Strecke nach Großenbrode Werfthafen im
Binnensee,
um beim Segelmacher was abzuklären. Nachmittags dann raus aus dem
Hafen in den Binnensee zu meiner liebsten Beschäftigung: Ankern.
Der
Großenbroder Binnensee ist ca. einen Quadratkilometer groß,
nicht tief und hat eine schmale Verbindung zur Ostsee. Da bleibe ich
jetzt
bis Sonntag morgen und segle dann nach Neustadt, um mir die
"Grenzerlaubnis"
zu holen. Die besagt, daß ich von Dänemark kommend jeden
bundesdeutschen
Hafen anlaufen kann und nicht erst in einem Zollhafen einklarieren
muß.
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